„And this is all?“ Von wegen!

Kompositionen und Dichtungen von Frauen

Am Ende wird es Blumen und reichlich Beifall geben für einen famosen Salonkonzertabend. Das Ensemble Große Unbekannte widmet ihr Programm den Frauen des 17. und 18. Jahrhunderts. Frauen, die komponierten, dichteten, Texte schrieben und von denen damals wie heute wenig bekannt ist. Dabei hören wir wunderbare Musiken und poetische wie zeitkritische Texte, die Größe haben. Es sind also durchaus Große Unbekannte, deren Werke vom gleichnamigen Ensemble an diesem Abend interpretiert werden. Die MusikerInnen um Sopranistin Martina Müller und der Journalistin Eva Morlang geben selten oder gar nie gehörten Werken von Komponistinnen aus der Barockzeit eine Bühne …

… and this is all? Nein, von wegen. Durch die kongeniale Verbindung der Musiken mit den Texten aus derselben Zeit erfahren wir Authentisches. Wie die Frauen damals lebten, unter welchen Bedingungen sie lernten und arbeiteten, wie die Menschen ihre Werke aufnahmen. Manches mutet dabei durchaus heutig an. Wie nachfolgender Text von Christiana Mariana von Ziegler, keine Geringere als die Textschreiberin des großen Bach:

„Einige dürften der Fräulein Vorhaben verlachen und sich spöttisch darüber aushalten, weil sie es vor etwas ja gar unmögliches halten, wenn ein schwacher Frauenfuß die harten und rauen Stufen von Minervens* Heiligthum besteigen sollte.
Andere hingegen könnten Ihnen den Kopff damit warm machen, wenn sie Ihnen auf eine bewegliche und klägliche Art vorstellen, daß bey solcher Anwendung der edlen Zeit auf gelehrte Wissenschaft die liebe Haushaltung ohnfehlbar Schiffbruch leiden würde.
Die Schwierigkeit, so man Ihnen hierinnen machen will, rührte wohl am meisten von dem männlichen Geschlechte her. Dieses will immer etwas besonderes vor sich alleine behalten, und siehet gar nicht gerne, wann ihnen das weibliche Geschlechte nachklettern will; ihr vermeyntes Vorrecht, welches sie vor uns zu behaupten suchen, würdet also eine heimliche Eyfersucht. Gesetzt, daß es manchen schwer und selbst sauer ankommt, die tieffe Weisheit zu ergründen und den Höhen der Wissenschafften nachzugehen, so müssen sie bedencken, daß wir eben denjenigen Fleiß und Geduld besitzen, welcher beyder Sie sich zu rühmen pflegen“. *) Göttin der Weisheit und der Künste

So erlebte das Publikum an diesem Abend neben wunderbarer Musik großer Unbekannter auch eindrückliche und bewegende Zeitgeschichte. Das wurde mit langem und herzlichem Beifall honoriert.

Unser Tipp für Sonntag, 13.10., 17:00 Uhr / Dom St. Peter und Paul:

„So entflammte sie die Herzen“ Abschlusskonzert Heinrich Schütz Musikfest

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